Erste Demo der DDR im Wendeherbst
Sehr viele Texte sind zu diesem Thema schon veröffentlicht worden, aber äußerst selten lesen wir, dass Plauen bei der Friedlichen Revolution die maßgebliche Rolle spielte.
Die Menschen der Spitzenstadt setzten am
7. Oktober 1989 die Welle der Großdemonstrationen auf dem damaligen Gebiet der DDR in Bewegung. Der Wunsch zur Veränderung und das Verlangen nach Freiheit war stärker als die Angst vor der Staatsmacht.
„Wir sind das Volk!“
Die Plauener rufen „Wir sind das Volk“ und mit jeder Wiederholung wird der Ruf lauter und stärker.- entschlossener.
Der amerikanische Historiker John Connelly sagte später dazu, „Plauen war die erste ostdeutsche Stadt, die einen geeinten Willen zur Wende ausdrückte“. Einen Tag vor Dresden, zwei Tage vor dem berühmten Montag in Leipzig.
Plauens damaliger Superintendent Thomas Küttler bezeichnet diese erste große Zusammenkunft in Plauen als „auslösenden Funken“ und sagte weiter:
"Dass wir ausgerechnet in Plauen, zum
40. Jahrestag der DDR, hier das Ende eingeleitet haben, erfüllt mich sehr."
Am Nachmittag des 7. Oktober 1989 – dem
40. Republikgeburtstages der DDR - versammelten sich mehr und mehr mutige Plauener auf der Straße um gemeinsam gegen die Zustände im Land zu protestieren.
Jetzt standen 20000 Menschen im Sichtbereich schwer bewaffneter Kampfgruppen und Polizei in der Innenstadt. Die Sicherheitskräfte konnten die Massenkundgebung, auch mit Gewalt, nicht mehr auflösen. Die Plauener Bürger feierten ihren ersten Sieg. An diesem Tag wurde Geschichte geschrieben, denn aus Demonstrationen entstanden Dialoge.
Ereignisse wiederholen sich
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"Es war das erste Mal seit dem Aufstand vom 17. Juni 1953, dass die Bevölkerung einer Stadt die Kontrolle über die Straßen übernahm", sagt Professor John Connelly von der Universität Berkely im US-Bundesstaat Kalifornien.
Zwei Tage vor dem Massenprotest wurde in Plauen über die Fälschung der Kommunalwahlen diskutiert.
Kurz darauf fanden die Bürger Zettel in ihren Briefkästen: "Sonnabend, 15 Uhr, Demonstration für Bürgerrechte auf dem Theaterplatz".
Wer hinter der "Initiative zur Demokratischen Umgestaltung" steckte, ist bis heute unklar. Aber diese Menschen verdienen unser aller Wertschätzung.
Die damaligen „Oberen der Stadt und des Bezirkes“ waren vollkommen überrascht. Sie reagierten zwar mit Einschüchterungsversuchen, aber es ist friedlich geblieben.
Ganz anders war die Lage in der DDR-Hauptstadt Berlin, hier wurden zahlreiche Menschen verletzt oder festgenommen. Die Staatsmacht zeigte Härte, Schlagstöcke wurden eingesetzt und Wasserwerfer fuhren gegen Demonstranten auf.
Zur selben Zeit feierten die Mitglieder der Regierung im Palast der Republik den 40. Jahrestag.
Die Anderen
Während nun westliche Journalisten aus Ost- Berlin berichteten, bekamen sie aber von dem Massenprotest in Plauen nur wenig mit. Schade!
Erst ein paar Tage später berichteten die Lokalzeitungen im bayerischen Hof von dem Großereignis in Plauen.
Da hatten die Bilder der Leipziger Montagsdemonstration bereits westliche Fernsehanstalten erreicht.
Allerdings sind sich die Experten heute einig, dass die Plauener den Boden für die Friedliche Revolution bereiteten. Denn wäre es in Plauen zu Gewalteinsätzen gekommen, ist davon auszugehen, dass in Leipzig und Dresden kaum Proteste stattgefunden hätten.
Der Freiheitswillen in der Bevölkerung der DDR ließ sich nicht brechen und zurückdrängen und so zeigte es sich, die DDR war am Ende.
"Sie in Plauen waren die ersten, die massenhaft gegen das SED-Regime demonstriert haben, noch vor den Dresdnern und Leipzigern." der Bundespräsident a. D. Horst Köhler sagte diese Worte bei seinem Besuch in Plauen.
So gesehen sollten die Leipziger beim Errichten „Ihres“ Einheitsdenkmals unbedingt einen sichtbaren Teil den mutigen Bürgern von Plauen widmen, denn ohne sie…..
Ihre
Rita Kiriasis-Kluxen
Landesvorsitzende BRH Sachsen